
Die Bezeichnung „Superfood” ist mittlerweile in der Wellness-Szene ein inflationär verwendetes Modewort. Trotzdem passt es perfekt auf die Amlafrucht. Zwar gibt es eine Vielzahl an Pflanzen, die einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit ausüben können und wertvolle Nährstoffe beinhalten. Doch diese Frucht sticht bezüglich Inhaltsstoffe (zum Beispiel was den Vitamin C-Gehalt der frischen oder der kalt getrockneten Frucht betrifft) und die positiven Wirkungen, die in den klassischen, ayurvedischen Texten beschrieben werden, wirklich hervor.
Doch zuallererst möchten wir uns kurz mit der Frage beschäftigen für wen welche Nahrung(sergänzung) eigentlich wirklich sinnvoll ist. Und ob alle Pflanzen, die wertvolle Inhaltsstoffe besitzen, einen positiven Effekt auf uns ausüben.
Statt auf Trends und selbsternannte Wellness-Experten zu hören, empfehlen wir die jahrtausendealte Weisheit des Ayurveda als Ratgeber heranzuziehen. Das Erfahrungswissen und die allgemein gültigen Grundsätze, die der Ayurveda beschreibt, helfen, nicht etwas zu sich zu nehmen, das eventuell vielversprechende Inhaltsstoffe hat, aber zugleich nicht wirklich vorteilhafte Effekte. Denn Menschen sind nunmal unterschiedlich: Was dem einen gut tut kann einem anderen schaden. Und das ist ein zentraler Bestandteil des Ayurveda: Die individuelle Betrachtungsweise.
Aus Sicht des Ayurveda kann alles, was wir zu uns nehmen, entweder einen positiven oder einen negativen Effekt auf unsere inneres Gleichgewicht – und damit auf unsere Gesundheit – ausüben. Nun ist es jedoch im Fall der Amlafrucht so, dass es bei ihr fast keine Einschränkungen seitens des Ayurveda gibt, für wen diese Frucht vorteilhaft ist. Denn die Amlafrucht wirkt insgesamt ausgleichend.
Superfoods werden häufig nur auf Grund ihrer wertvollen Inhaltsstoffe gelobt. Im Ayurveda betrachtet man die individuellen Unterscheide und Bedürfnisse der Menschen und welche Wirkung eine Pflanze auf das feine, innere Gleichgewicht hat. Und nicht zu vergessen: Nicht was man isst oder trinkt ist entscheidend, sondern es geht vor allem darum was der eigene Körper verstoffwechseln kann. Die Zustand der Verdauung ist daher nicht zu vernachlässigen. Im Fall der Amlafrucht gibt es den Vorteil, dass diese Frucht einen stärkenden Einfluss auf die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen hat.
Gewöhnliche oder indische Stachelbeere?
Warum müssen es eigentlich immer exotische Pflanzen sein? Denn es gibt auch zahlreiche europäische Pflanzen mit erstaunlichen Wirkungen und wertvollen Inhaltsstoffen. Warum nehmen wir statt der indischen nicht einfach die europäische Stachelbeere, die auch als „Superfood aus Omas Garten” bezeichnet wird? Es wäre sicher lohnenswert auch die gewöhnliche Stachelbeere einmal aus ayurvedischer Sicht zu analysieren – vor allem da der Ayurveda empfiehlt in erster Linie Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die in der Region, in der man lebt, wachsen.
Doch auch wenn die gewöhnliche Stachelbeere und die indische Stachelbeere sich den Namen „Stachelbeere” teilen und die Früchte eine ähnliche Farbe und Form haben und beide einen säuerlichen Geschmack haben, handelt es sich um zwei unterschiedliche Pflanzengattungen, zu der sie jeweils gehören. Das erkennt man alleine schon an den sehr unterschiedlichen Blättern. Auch die Wuchshöhe ist unterschiedlich: 1 – 1,5 Meter bei der Stachelbeere und bis ca. 10 Meter bei der indischen Stachelbeere. Die Amlafrucht ist zudem härter als die europäische Stachelbeere.
Die Indische Stachelbeere (Latein: Emblica officinalis, Sanskrit: Amalaki)
Positive Effekte der Amlafrucht
Über die indische Stachelbeere liegen uns – im Vergleich zur gewöhnlichen Stachelbeere – zahlreiche Aussagen aus der ayurvedischen Medizin-Tradition vor. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche wissenschaftliche Studien zu Heilwirkungen der indischen Stachelbeere (siehe Link am Ende des Beitrags). Hier haben wir die wichtigsten Wirkungen, die der Ayurveda der Amlafrucht zugeschreibt, aufgeführt:
• gleicht alle drei Doshas aus
• reduziert vor allem ein erhöhtes Pitta-Dosha
• verbessert die Verdauungskraft ohne dabei erhitzend zu wirken / Pitta zu erhöhen
• verbessert die Aufnahme von Nährstoffen
• hilfreich bei Übersäuerung des Magens
• stärkt und entgiftet die Leber
• wirkt mild entwässernd
• Lungentonikum
• verjüngend / revitalisierend
• muskelaufbauend
• nährt die Augen
• verbessert die Aufnahme von Eisen und Kalzium sowie weiterer Mineralien
• reguliert Hitzewallungen
• wirkt regulierend auf die Menstruation
• stärkt das Herz-Kreislauf-System
• reinigt die feinen Körperkanäle von Stoffwechseltoxinen
• verbessert die Fruchtbarkeit bei Frauen und Männern
• stärkt das Gehirn / die geistige Leistung
Es verwundert daher nicht, dass die Amlafrucht auch in klassischen, ayurvedischen Präparaten, wie zum Beispiel Triphala oder Chyawanprash, enthalten ist. Als einige der wenigen Pflanzen wird im Ayurveda die Amlafrucht auch gerne einzeln angewendet, während ansonsten häufig die Kombination unterschiedlicher Heilpflanzen, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken, bevorzugt wird. Um die optimale Heilkraft der Pflanze zu erreichen gibt es im Ayurveda einen Zubereitung, bei der die Amlafrucht in einem aufwendigen Verarbeitungsprozess 21-fach konzentriert wird.
Schädliche Nebenwirkungen sind bei der Amlafrucht zwar keine bekannt, jedoch sollten Schwangere, Stillende, Diabetiker und Kinder sie zur Sicherheit nur nach Rücksprache mit einem Arzt / einer Ärztin einnehmen.
Verdauungskraft stärken ohne Pitta zu erhöhen
Auf diesen Aspekt möchten wir besonders hinweisen. Denn zahlreiche verdauungsfördernden Heilpflanzen besitzen eher eine erhitzenden und scharfe Qualität, welche bei Menschen mit einer Pitta-Konstitution oder erhöhtem Pitta problematisch sein können, hat Amalaki eher kühlende Eigenschaften.
(„Pitta“ ist ein ayurvedischer Fachausdrücke für eines der drei grundlegenden Wirkprinzipien in der Natur und in uns. Diese Wirkprinzipien in der Balance zu halten ist laut Ayurveda die Grundlage für eine gute Gesundheit. Wenn Sie sich in dieses Thema weiter vertiefen möchten, finden Sie am Ende dieses Beitrags eine Buch- und Kursempfehlung.)
Die Geschmacksrichtung „sauer”, die in der Amlafrucht vorherrscht („amla” heißt „sauer”), deutet normalerweise auch auf eine Erhöhung von Pitta hin; nicht jedoch bei der Amlafrucht. Interessanterweise ist der Geschmack nach der Verstoffwechselung laut Ayurveda „süß”. Man kann diesen erstaunlichen Effekt auch etwas nachempfinden, wenn man in eine frische Amlafrucht beißt: Sie ist extrem sauer. Doch schon nach kurzer Zeit des Kauens wird der Geschmack im Mund süßlich. Wenn Sie einmal eine frische Amlafrucht zu sich nehmen möchten, dann googlen Sie am besten nach „firsche Amlafrucht kaufen”.
Die wertvollen Inhaltsstoffe der Amlafrucht
• Sehr hoher Vitamin C-Gehalt; das 15-20fache einer Zitrone
• Phyllemblin (wirkt u.a. antioxidativ)
• Aminosäuren
• Mineralien (Zink, Kalium, Magnesium, Chrom, Kupfer, Eisen)
• Curcuminoide
• hoher Gehalt an Proteinen und Ballaststoffen
„Von allen verjüngenden Heilpflanzen-Präparaten wird Amalaki als eines der stärksten und nahrhaftesten verehrt.”
Zitat aus dem klassischen Ayurveda-Lehrbuch Charaka Samhita, Sutrasthana 4:11-13, 16
Weiterführende Informationen:
Maharishi Ayurveda Ausbildungskurs
In diesem Ausbildungskurs, der sich ausschließlich an Menschen in Heilberufen richtet, ist die Therapie mit Heilpflanzen ein wichtiger Bestandteil. Wenn es zum Beispiel um ayurvedische Präparate geht, die Amla enthalten, dann stellt sich neben der Frage der richtigen Auswahl auch die Frage welche Produkte man in geprüfter und authentischer Qualität im deutschsprachigen Raum beziehen und mit gutem Gewissen seinen Patient(inn)en empfehlen kann. Vor jeder Therapie-Empfehlung steht im Ayurveda jedoch immer die gründliche Diagnose, um Patient(inn)en ganzheitlich in Ihrer individuellen Situation zu erfassen. Erst dann kann man die richtigen Therapien empfehlen. In diesem Ausbildungskurs erlernen Sie die hohe Kunst der ayurvedischen Pulsdiagnose mit all ihren Feinheiten.
Online-Kurs „Ayurveda: Theorie und Praxis”
Dieser Kurs, für den es keine Zugangsvoraussetzung gibt, besteht aus zahlreichen Modulen, die einzeln buchbar sind. Zum Beispiel das Kurs-Modul „Vata, Pitta, Kapha”, das aus 4 Video-Lektionen besteht. Es gibt auch ein Basis-Modul, bei dem die erste Videolektion sogar kostenfrei ist.

Buchtipp
Das im TRIAS-Verlag erschienene Fachbuch „Ayurveda: Grundlagen und Anwendungen” gibt eine umfassende Einführung in den Ayurveda und die wichtigsten ayurvedischen Heilpflanzen und Therapiemöglichkeiten. Es wurde unter anderem von Dr. Wolfgang Schachinger, dem Leiter der Deutschen Ayurveda Akademie und Co-Dozenten unseres Maharishi Ayurveda Ausbildungskurses, herausgegeben.
Wissenschaftliche Forschung zur Amlafrucht:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4158298/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18588964/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34522633/
https://www.researchgate.net/publication/362480962_Emblica_officinalis_medicinal_plants_A_new_approach_in_traditional_herbal_medicine
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0753332218355756
https://www.cambridge.org/core/journals/british-journal-of-nutrition/article/amla-emblica-officinalis-gaertn-extract-inhibits-lipopolysaccharideinduced-procoagulant-and-proinflammatory-factors-in-cultured-vascular-endothelial-cells/0AA3329674FECC3FD2726A71C4C36C54
Weiterführende Informationen, besonders auch zum Stand der wissenschaftlichen Forschung: https://www.ayurveda-journal.de/die-amla-frucht/
Wichtiger Hinweis: Bitte bachten Sie, dass die Informationen, die wir hier zur Verfügung stellen, keinen Ersatz darstellen um den Rat von medizinischem Fachpersonal einzuholen. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen bezüglich Ihrer Gesundheit suchen Sie bitte eine Ärztin / einen Arzt oder eine(n) Heilpraktiker/in auf. Adressen von Mediziner/innen mit einer Ayurveda-Zusatzausbildung finden Sie auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda: www.ayurveda.de