Interview mit Dr. Wolfgang Schachinger

7 Fragen zum Vertiefungstag „Maharishi Ayurveda Reinigungs- und Rasayana-Therapie”

Frage #1: Sie haben für den Vertiefungstag die Themen „Reinigungs- und Rasayana-Therapie“ ausgewählt. Warum gerade diese beiden?

Dr. Schachinger: Weil ich der Meinung bin, dass sie die Essenz des Ayurveda sind. Reinigungs-Therapie und Rasayana-Therapie (Rasayana = ayurvedische Kräuterpräparate) sind die wesentlichen Säulen der Vorsorge. Wer sich regelmäßig entgiftet, Detox macht, eine Panchakarma-Kur macht und zwischen den Reinigungs-Kuren entsprechend eine Rasayana-Therapie anwendet, der macht das Beste, was man tun kann, um bis ins hohe Alter gesund zu bleiben. Wobei ich damit nicht nur die stationäre Panchakarma-Kur als Reinigungs-Therapie meine, sondern jede Form ayurvedischer Reinigungsverfahren; zum Beispiel eine Kräuter-Detox-Kur, die man zwischen den Jahreszeiten macht. Also jede Reinigung zählt dazu und ich finde, dass die Politik der kleinen Schritte, viele, viele kleine Reinigungen im Laufe des Lebens die allerbeste Wirkung haben. Um die Toxine, die wir über die Umwelt, über die Ernährung, über die Luft, über Stress, usw. mitbekommen, dass wir diese Toxine regelmäßig aus dem Körper leiten und dann unser Geist-Körper-System mit den passenden Rasayanas (Kräuterpräparate) und mit der passenden „Ahara” – sprich einem gesunden und individuell förderlichen Ernährungs- und Lebensstil – fit halten.

Dr. med. Wolfgang Schachinger, Leiter und Dozent der Deutschen Ayurveda Akademie, Regensburg

Dr. med. Wolfgang Schachinger ist Leiter der Deutschen Ayurveda Akademie, Arzt für Allgemeinmedizin, im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda e.V. und ärztlicher Leiter von „soma”, dem Zentrum für Maharishi Ayurveda und ganzheitliche Medizin in Österreich. Vor allem aber hat er jahrzehntelange Erfahrung in der Kombination von ayurvedischen Therapien und moderner Medizin anhand tausender Patienten.

Frage #2: Sie haben das passende Stichwort genannt: „Toxine”. Mittels der ayurvedischen Reinigungs-Therapien sollen Toxie – im Ayurveda „Ama” genannt – aus dem Körper geleitet werden. Der Begriff „Ama” wird ja häufig als „Unverdautes” und Stoffwechselschlacken übersetzt. Wenn man im Internet nach disen Begriffen sucht, stößt man aber auch auf Mediziner und Wissenschaftler, die sich skeptisch äußern, was solche Stoffwechselschlacken betrifft. Ich darf mal als Beispiel einen Ernährungsmediziner der Universität Hohenheim zitieren, der 2013 im Magazin „Spiegel Gesundheit” Folgendes gesagt hat: „Diese propagierte Schlacke gibt es nicht. Das meiste, was der gesunde Mensch an belastenden Stoffen über die Ernährung aufnimmt, kann er ohne fremde Hilfe wieder ausscheiden.” Was sagen Sie dazu? Gibt es diese Schlackenstoffe? Und kann man diese wissenschaftlich beweisen? 

Dr. Schachinger: Die Aussage, dass es keine Schlackenstoffe gibt, ist veraltet. Der Medizin-Nobelpreis 2016 ist an Professor Yoshinori Ohsumi vergeben worden und Professor Ohsumi hat die molekularbiologischen Grundlagen der körperlichen Reinigung beschrieben. Und da geht es nur darum, wie der Körper seine Altlasten loswird. Das heißt: zellulärer Müll, Unverdautes, usw.. Und da ist es heutzutage ganz klar, dass Verjüngungprozesse und prophylaktischer Schutz unseres Körpers durch den Reinigungsprozess der Autophagie ausgelöst wird. Und die moderne Medizin misst ja auch Schlackenstoffe: Wenn Sie zum Kardiologen gehen, dann ist das erste, was er misst, der Cholesterinspiegel. Und wenn der Cholesterinspiegel über ein bestimmtes Maß drüber hinausgeht, dann verschreibt er Medikamente, die zum Teil auch toxisch sind, um den Cholesterinspiegel zu senken. Denn Cholesterin kann man als Müll bezeichnen, der im Körper ist, der sich an den Grenzflächen ansammelt; nämlich zwischen der Innenhaut und der Muskelschicht der Blutgefäße und der den Blutfluss verhindert. Und genau das ist die Definition von Ama im Ayurveda: Stoffe die das normale und reibungslose Funktionieren des Körpers behindern.  Es wird also seitens der Medizin und Wissenschaft zwar eine andere Begrifflichkeit verwendet, es handelt sich aber um das selbe. Letztlich geht es auch in einigen Bereichen der modernen Medizin darum Ama zu beseitigen. Nur dass es im Ayurveda, den ich Ärzten an unserer Ayurveda-Akademie beibringe, viel ganzheitlicher gesehen wird. Da gibt es eben nicht den Ayurveda-Arzt, der nur das Cholesterin sieht und und alle anderen möglichen Schadstoffe nicht, sondern der Ayurveda-Arzt sieht das viel ganzheitlicher. 

Dr. med. Wolfgang Schachinger, Leiter und Dozent der Deutschen Ayurveda Akademie, Regensburg

Autophagie – die zelluläre Selbstreinigungskraft: die körpereigene Entfernung des „Abfalls”, der sich während der Zellalterung angesammelt.

Ama, wörtlich das „Ungekochte“, hat die Wirkung von Toxinen im Körper (Schlacken) . Ama entsteht laut Ayurveda wenn der Einbau oder die Verfeinerung der Vitalstoffe in irgendeinem Schritt des Stoffwechsels unterbrochen wird.

Ursachen dafür können sein: zu schwache, zu starke oder unregelmäßige Verdauungskraft (Agni), unregelmäßiges Essen, unregelmäßiger Tagesablauf, unpassende Nahrung oder miteinander unverträgliche Nahrungsmittel sowie mentaler und emotionaler Stress.

Begriffe in der modernen Medizin für Ama:

Toxine durch Fermentation (Alkohole), wie zum Beispiel Propanolol, Ethanol, Methanol und Butanol.

Toxine durch Putrifizierung (Fäulnis), wie zum Beispiel Putrescin, Cadaverin, Indol/Skatol und Histamin.

Anzeichen von erhöhtem Ama im Körper sind zum Beispiel: Lactoseintoleranz, Fructoseintoleranz, Histaminintoleranz, „Leaky Gut“ Syndrom, Reizdarm, Verstopfung, chronische Schmerzen, chronische Müdigkeit

 

Frage #3: Die ayurvedischen Reinigungs-Therapien, die weniger aufwendig sind als Panchakarma, die man eben nicht nur stationär machen kann, das gehört auch zu Ihrem Spezialgebiet. Aber abgesehen von der Gesunderhaltung gibt es denn generell Krankheitsbilder, die mit diesen Reinigungs-Therapie, die man zuhause durchführen kann, eigentlich gut behandelt werden können? Wie sind Ihre Erfahrungen?

Dr. Schachinger: Also vor allem Autoimmunerkrankungen sprechen auf diese Art der Therapie sehr gut an, egal ob das jetzt im rheumatischen Formenkreis ist oder zum Beispiel Schilddrüsenentzündungen wie Hashimoto-Thyreoiditis. Da haben wir sehr sehr viel Erfahrung. Wir haben viele Rheuma-Patienten, die durch diese häufig wiederholten, einfachen Reinigungs-Kuren zu Hause mit deutlich weniger schulmedizinischen Medikamenten auskommen oder davon völlig wegkommen konnten; das heißt: die wirklich gesund geworden sind. Und das sind wirklich ganz tolle Erfolge. Und man kann diese Reinigungs-Kuren auch zum Beispiel in der Begleitung von Krebspatienten einsetzen zwischen den Chemotherapien. Man kann sie auch einsetzen in der Begleitung von Bluthochdruck-Patienten, um die die Medikation immer weiter reduzieren zu können; aber auch bei Störungen im Fettstoffwechsel wie Fettleber und hohe Cholesterinwerte. Und so weiter. Also das sind einige Beispiele, wo diese Therapieform hervorragend wirkt.

 

Dr. med. Wolfgang Schachinger, Leiter und Dozent der Deutschen Ayurveda Akademie, Regensburg

Bei ambulanten, ayurvedischen Kräuter-Detox-Kuren kommen folgende Elemente zum Einsatz: Eine Modifikation der Ernährung (um das Verdauungssystem zu entlasten), ayurvedische Kräuterpräparaten (um die Entgiftungsorgane zu stärken) und Übungen aus Yoga und Ayurveda (um die Reinigung zu unterstützen).

Im Rahmen einer Pilotstudie im Labor von Dr. Schachinger konnten Verbesserungen bei erhöhtem Blutzucker, erhöhten Cholesterin- und Blutfettwerten, sowie bei krankhaften Entzündungs- und Leberparametern gemessen werden.

Frage #4: Kommen wir noch zur Rasayana-Therapie. Das ist ja der zweite Teil des Wissen, das am Vertiefungstag vermittelt wird: die Therapie mit ayurvedischen Heilkräuter- und Mineralzubereitungen. Auf welcher Basis haben Sie die Auswahl der 10 Präparate, die vorgestellt werden, getroffen? 

Dr. Schachinger: Es ist vor allem eine Auswahl von Mitteln, von denen ich denke, dass sie jeder Ayurveda-Arzt gut kennen sollte. Jeder Ayurveda-Arzt sollte sie auch selbst bereits einmal eingenommen haben, um die Wirkungen zu spüren um sie dann in der Praxis Patienten empfehlen zu können. Ich habe die 10 Präparate auch danach ausgewählt ob sofort wirken und ein sehr großes Wirkspektrum abdecken.

 

 

Frage #5: Haben Sie ein Lieblings-Rasayana? 

Dr. Schachinger: Seit 1986  nehme ich jeden Tag Triphala. Und am zweithäufigsten nehme ich Amrit Kalash. Und dann sind da noch so ein paar andere Rasayanas, die ich öfters verwende – für mich selbst und auch für meine Patienten. 

 

Dr. med. Wolfgang Schachinger, Leiter und Dozent der Deutschen Ayurveda Akademie, Regensburg

Frage #6: Wenn man am Fortbildungstag an der Deutschen Ayurveda Akademie teilgenommen hat, wird man danach in der Lage sein, einige von den Reinigungs-Verfahren und Rasayanas bei den eigenen Patienten erfolgreich anwenden zu können? 

Dr. Schachinger: Der Vertiefungstag sollte auf alle Fälle zum selbst machen und selbst verordnen anregen. Das ist das, was wir mit der Deutschen Ayurveda Akademie erreichen wollen: dass wir selbstständig handelnde Ärzte, Heilpraktiker und andere Menschen in medizinischen Heilberufe haben, welche die Therapien des Maharishi Ayurveda selbstständig und selbstverantwortlich anwenden können; von der Diagnose bis zur Therapie und Überwachung der Therapie. Egal ob Sie am Präsenzunterricht oder online am Vertiefungstag teilnehmen: Es wird eine große Bereicherung sein.

 

Dr. med. Wolfgang Schachinger, Leiter und Dozent der Deutschen Ayurveda Akademie, Regensburg

Frage #7: Der Präsenzunterricht des Vertiefungstages wird – für diejenigen, die nicht online daran teilnehmen – in Ihrem neuen soma-Gesundheitszentrum stattfinden. Wer möchte kann sogar ayurvedische Behandlungen hinzubuchen. Ist für Sie mit der Eröffnung des Gesundheitszentrums am 3. Mai 2022 ein Traum in Erfüllung gegangen? 

Dr. Schachinger: Ja, auf jeden Fall!  Ich arbeite seit über 30 Jahren daran, ein Ayurveda-Zentrum auf die Beine zu stellen. Und jetzt ist es verwirklicht! Das Gefühl ist unglaublich gut in das Gebäude zu kommen. Und es fast so, dass ich  nur noch zum Schlafen zu Hause bin. Die Energie im Gebäude ist sehr gut. Jeder Mensch der reinkommt hat diesen Wow-Effekt und ist total offen für das, was man als Arzt anbietet. Und das ist eine völlig neue Erfahrung für mich. Diese Offenheit und dieser Wunsch, wirklich alles an Möglichkeiten zu bekommen, was hier zur Verfügung stehen.

 

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Über unseren Dozent:

Dr. med. Wolfgang Schachinger

Leiter der Deutschen Ayurveda Akademie, Arzt für Allgemeinmedizin in Ried im Innkreis, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda e.V., ärztlicher Leiter von „soma” – Zentrum für Maharishi Ayurveda und ganzheitliche Medizin – in Österreich.

Dr. Schachinger ist einer der Pioniere der Ayurveda-Medizin in Europa und Initiator der European Ayurveda Medical Association (EURAMA), ein akademisches Gremium von Ayurveda-Ärzten und Wissenschaftlern, die eine Brücke zwischen Ayurveda und moderner Medizin bauen möchten.
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Sind Sie auch am 18. Juni 2022 mit dabei beim Vertiefungstag mit Dr.  Schachinger?