Interview mit Dr. Wolf­gang Schachinger über Prä­ven­tion und ayur­vedische Puls­diagnose

Dr. Wolfgang Schachinger ist der Leiter der Deutschen Ayurveda Akademie, Mitbegründer und Vosrtandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda, ärztlicher Leiter des „soma”-Zentrums für Maharishi Ayurveda und ganzheitliche Medizin in Geboltskirchen, Österreich, sowie Arzt für Allgemeinmedizin und Kurarzt.

Welche Möglichkeiten bietet der Ayurveda als Komplementärmedizin zur Schulmedizin in Bezug auf das Thema Prävention?

Dr. Schachinger: Die moderne Medizin ist zu 99 Prozent krankheitsorientiert; der Ayurveda vorwiegend gesundheitsorientiert. Mit einer präventiv orientierten Medizin können wir sehr viel mehr erreichen. Und die Pulsdiagnose ist ein wichtiger Schlüssel zur präventiven Medizin, weil sie sehr schnell ein Überblick über Gleichgewicht und Ungleichgewicht bringt.

 

Man kann im Ayurveda schon in der Frühphase, bevor Krankheiten entstehen schon intervenieren?

Dr. Schachinger: Ja, genau. Im Ayurveda wird genau beschrieben wie Krankheiten stufenweise entstehen. Und die ersten drei Stufen sind rein funktioneller Natur. Diese kann man mittels der ayurvedischen Pulsdiagnose im Puls bereits erfassen. Im Gegensatz dazu kann die moderne Medizin erst eine organischen Erkrankungen erfassen. [Anmerkung: Lesen Sie hierzu auch unseren Blog-Beitrag über die sechs Stadien der Krankheitsentstehung]

 

Und je früher man aufkommende Probleme erfasst, umso leichter ist wahrscheinlich die Therapie, oder?

Dr. Schachinger: Funktionelle Störungen sind leichter behandelbar und unter Umständen völlig heilbar. Bei organischen Krankheiten ist das wesentlich schwieriger und aufwendiger.

 

„Und doch sind sie letztlich sehr dankbar, wenn man die Dinge anspricht und beim Namen nennt”

 

Wenn Sie auf Ihre jahrzehntelange Erfahrung als zurückblicken: kommen Empfehlungen bezüglich Prävention bei Ihren Patient(inn)en an und werden diese auch wirklich umgesetzt? Und wenn „ja”: wir erreichen Sie das?

Dr. Schachinger: Diese Empfehlungen sind meistens Lebensstil-Empfehlungen. Und das ist etwas was in der moderne Medizin tunlichst vermieden wird. Man gibt zehn mal lieber eine Tablette oder verordnet eine Operation oder irgendwelche anderen Maßnahmen, als dass man jemand sagt: „Sie müssen deinen Lebensstil ändern … Sie brauchen ein warmes Mittagessen … Sie sollten eine halbe Stunde am Tag spazieren gehen … Sie benötigen Schlafe vor Mitternacht” … oder etwas in der Art.

Und das ist aber genau die Spezialität unserer Ayurveda-Praxis: dass wir schon auch pflanzliche Mittel, Vitamine oder Mineralien geben, manchmal auch schulmedizinische Präparate, aber dass jedem Patienten bei jeder Konsultation zumindest eine wichtige Lebensstil-Maßnahme als therapeutisches Werkzeug mitgeben wird.

Und dass wir bei der nächsten Konsultation auch überprüfen ob diese Maßnahme auch eingehalten werden kann oder nicht. Wenn nicht, dann erörtern wir was die Hindernisse sind und wie man Hilfestellung leisten kann, damit diese Lebensstil-Maßnahme auch umgesetzt werden kann. Und das geht vom Rauchen, zu wenig trinken, zu wenig Bewegung, ungesundes Essverhalten, über ungesundes Schlafverhalten, … also es sind viele Dinge, die eigentlich sehr sensibel sind und wo Menschen das auch leicht als übergriffigen empfinden, wenn man da etwas anspricht. Und doch sind sie letztlich sehr dankbar, wenn man die Dinge anspricht und beim Namen nennt und sagt „Da haben sie eine Schwachstelle in ihrem Leben, daran können Sie etwas ändern.”

 

Wenn dann die ersten positiven Erfahrungen gemacht werden, dann werden die Patient(inn)en wahrscheinlich immer offener, oder?

Dr. Schachinger: Das ist dann immer auch mit Stolz verbunden, wenn das umgesetzt werden kann und dann auch entsprechend Früchte trägt.

 

„Von der modernen Medizin fühlt er sich beobachtet und vom Ayurveda-Arzt, der die Pulsdiagnose anwendet, fühlt er sich verstanden.”

 

Wie unterscheidet sich die Pulsdiagnose von den Diagnosemethoden der modernen Schulmedizin?

Dr. Schachinger: Die moderne Schulmedizin bietet Diagnosemöglichkeiten hauptsächlich über das Blut und den Harn und über bildgebende Methoden – sprich Röntgen, MRT und so weiter. Und das sind alles Methoden mit denen der Patient als solche eigentlich nichts zu tun hat; bzw. der diagnostizierende Arzt vom Patienten abgewandt ist oder ihn noch nicht einmal sieht. Der Röntgenarzt bekommt Bilder vorgelegt und schreibt einen Kommentar dazu. Der Laborarzt analysiert das Blut und schickt sein Ergebnis an den behandeln Arzt und Patienten.

Bei der Pulsdiagnose ist man eins zu eins den Patienten zugewandt, spürt den Puls mit voller Aufmerksamkeit und hat im direkten Kontakt mit dem ratsuchenden Menschen die Hand angelegt. Man spürt die Schwingung des Lebens von diesem Menschen und kann auch sagen: da ist die Unruhe das Hauptproblem, oder da ist der Stoffwechsel das Hauptproblem, oder die Ungeduld, da ist eine tiefe Angst die das sitzt und die viele andere Probleme verursacht, etc. Und es sind Dinge die man einfach mit der Pulsdiagnose oft in Sekunden herausfinden kann.

Und es gibt eine sehr starke innere Beziehung zwischen Ayurveda-Arzt und Patient, weil der Patient sich nicht beobachtet, sondern verstanden fühlt. Und das ist der Unterschied: von der modernen Medizin fühlt er sich beobachtet und vom Ayurveda-Arzt, der die anwendet, Pulsdiagnose fühlt er sich verstanden.

 

Auf einem Röntgenbild ist es wahrscheinlich schwierig sehen ob zum Beispiel eine grundlegende Angst ein Problem ist …

Dr. Schachinger: Ja, das zeigt immer nur das Endprodukt einer Reise … einer oft jahrzehntelangen Krankheitsentstehung. Der Ayurveda sucht die Ursache und nicht das Ende. Oder vielmehr: Die Pulsdiagnose führt zur Ursache und nicht zum Ende

 

 

 

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