Prävention und ayurvedische Pulsdiagnose – wie hängen diese beiden Themen zusammen?

 

Die Gesundheit zu erhalten und somit Krankheiten vorzubeugen ist das Hauptanliegen des Ayurveda. Doch ist das überhaupt möglich? Und wenn ja, wie?

Um Wohlbefinden, Vitalität und Gesundheit aufrecht zu erhalten, setzt die Ayurveda-Medizin auf einen ganzheitlichen, bewusstseinsbasierten Ansatz: Der beeinhaltet Aspekte wie Ernährung, körperliche Bewegung, Bewusstseinsentwicklung (z.B. durch Meditation), Tagesablauf (Chronotherapie), Reinigungsverfahren, Umfeld, Wohnort, Arbeit. Man fördert einen gesunden Lebensstil und vermeidet das Entstehen von Krankheiten.

Im Ayurveda weiß man, dass die Physiologie jedes Menschen individuell verschieden ist. Daraus folgt, dass es Unterscheide darin gibt was ihnen gut tut. Was dem einen Menschen gut tut, um im Gleichgewicht zu bleiben, kann einem anderen Menschen nicht förderlich sein in Bezug auf seine Balance. Eine rein intellektuelle Herangehensweise – bei dem Herausfinden und Entscheiden darüber was einem gut tut und was nicht – greift jedoch zu kurz. Die Vielschichtigkeit des Lebens, das zudem einem ständigen Wandel unterworfen ist, (Jahreszeiten, Tageszeiten, Lebensalter, äußere Umstände, etc.) lässt sich in all seinen Ebenen schwer intellektuell erfassen. Daher ist neben dem Wissen das Gespür – das angeborene Körpergefühl – das einem sagt, was einem gut tut und was nicht, so wichtig.

Doch dieses Gespür kann verloren gehen, wenn es durch innere oder äußere Einflüsse überschattet wird. Das kann zum Beispiel durch eine zu große Ansammlung von Ama (Schlackenstoffe/Stoffwechseltoxine) im Körper, durch negative Emotionen oder durch einen unregelmäßigen Tagesablauf mit viel Belastung und Stress ausgelöst werden. Oder man hört zu sehr auf Vorgaben von außen (Ernährungstrends, Empfehlung aus einem Ratgeber, etc.), die aber vielleicht der natürlichen, inneren Tendenz zuwider laufen. So kann es passieren, dass sich – bewusst oder unbewusst – unpassende Gewohnheiten etablieren, die auf lange Sicht eine Krankheit verursachen können.

Denn wie es auch Hippokrates bereits formuliert hat: „Krankheiten überfallen den Menschen nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sondern sind die Folgen fortgesetzter Fehler wider die Natur”. Der Ayurveda sieht die Ursache vieler Krankheiten in einem langandauernden Aufbau eines inneren Ungleichgewichts, das erst nur zu leichten Beschwerden und dann zu einer Krankheit führen kann.

Doch wie kann ein(e) Ayurveda-Arzt/-Ärztin feststellen, ob man wirklich gesund lebt? Oder ob man eventuell auf eine Krankheit zusteuert? Der Schlüssel liegt in den Stadien, die einer Krankheit vorausgehen.

 

 

Die 6 Stadien der Krankheitsentstehung

 

Im Ayurveda werden 6 Stadien unterschieden, die nach und nach zu einer Krankheit führen können, wenn man nicht rechtzeitig gegensteuert:

1. Sanchaya – Ansammlung

Zu Beginn akkumuliert ein Dosha an seinem eigenen Platz im Körper.

Der ayurvedische Fachausdruck „Dosha” beschreibt die drei grundlegenden Bio-Programmen, die als Vata, Pitta und Kapha bezeichnet werden. Diese drei Grundprinzipien kommen überall in der Natur und auch in uns vor. Sie werden mit den 5 Elementen in Verbindung gebracht; so wird das Vata-Dosha den Elementen Äther und Luft zugeordnet, Feuer und Wasser dem Pitta-Dosha und die Elemente Wasser und Erde dem Kapha-Dosha. Nach ayurvedischem Verständnis steuern die Doshas alle Funktionen und Strukturen des Geiste-Körper-Systems. Ihr individuelles, harmonische Wechselspiel entscheidet über den Gesundheitszustand. Jedem Dosha wird ein Hauptsitz im Körper zugeschrieben – quasi sein angestammter Platz. Jedes Dosha ist aber im gesamten Körper präsent.

 

2. Prakopa – Anregung

Hält der Einfluss an, vermehrt sich das Doshas zunehmend an seinem Sitz. Es wird zur Ausbreitung angeregt.

 

3. Prasara – Ausbreitung

Das vermehrte Dosha verlässt seinen Patz. Es breitet sich im Körper aus.

 

4. Sthana Samshraya – Lokalisation

Ohne ausgleichende Maßnahmen, vermehrt sich das Dosha immer weiter. Es hat sich bereits im ganzen Körper ausgebreitet. In Stadium 4 sucht es sich die „Schwachstelle“ des Idividuums. Dort setzt sich das aufgeregte Dosha fest und verursacht erste unspezifische Beschwerden.

 

5. Vyakti – Manifestation

Jetzt führt das festgesetzte vermehrte Dosha zu spezifischen Symptomen einer Erkrankung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird häufig ein Arzt aufgesucht.

 

6. Bheda – Zerstörung/ Chronifizierung

Die akute Situation wird chronisch. In diesem Stadium bestehen bereits Schäden an Geweben oder Organen. Es ist nicht mehr oder nur mehr sehr schwer möglich den Krankheitsprozess umzukehren.

 

Die Schulmedizin diagnostiziert Krankheiten erst ab dem 5. Stadium. Die ayurvedische Pulsdiagnose erkennt bereits das 1. Stadium.

 

Die Schulmedizin kann erst ansetzen, wenn schon Symptome bestehen, wie im Krankheitsstadium 4. Eine Diagnose und somit spezifische Behandlung erfolgt erst in Stadium 5.

Der Ayurveda hat die Möglichkeit ein Ungleichgewicht bereits in Stadium 1 zu erkennen. Das erfolgt durch eine sehr subtile und feinfühlige Diagnostik: Die ayurvedische Pulsdiagnose. Mit 3 Fingern am Radialispuls kann der Zustand der drei Doshas erhoben werden.

Dabei geht die Maharishi Ayurveda Pulsdiagnose, die an der Deutschen Ayurveda Akademie gelehrt wird – weit über eine grobe Erfassung des Zustandes der Doshas hinaus. Sehr präzise lässt sich ein erhöhtes Dosha im Körper feststellen. Nicht jede ayurvedische Pulsdiagnose, die man heutzutage erlernen kann, entspricht diesem hohen Niveau. Die Maharishi Ayurveda Pulsdiagnose geht zurück auf die Familientradition von Dr. Ramanuja Raju, die in Südindien bewahrt wurde und von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Mit Unter­stützung des vedischen Gelehrten Maharishi Mahesh Yogi wurde die Pulsdiagnose systematisiert und pädagogisch aufbereitet. Sie wird seit Mitte der 1980er-Jahre in Aus­bildungs­­kursen für Ärzte und Ärztinnen gelehrt.

Die Puldiagnose ermöglicht ein frühes Eingreifen in der Krankheitsentstehung. Ein vermehrtes Dosha spürt man im Puls noch bevor es zu krankheitsspezifischen Symptomen kommt. Geeignete Gegenmaßnahmen, um das Dosha wieder auszugleichen, können sofort eingeleitet werden. Das ist die hohe Kunst der Prävention, die der Ayurveda beherrscht.

Uns ist wichtig zu betonen, dass wir nicht propagieren die Schulmedizin durch den Ayurveda völlig zu ersetzen. Die Schulmedizin und die moderne Diagnostik haben einen wichtigen Stellenwert. In der Prävention stoßen sie jedoch häufig an Ihre Grenzen und haben Schwachstellen. Hier kann der Ayurveda als Komplementär- und Alternativmedizin einen sehr wichtigen Beitrag leisten, um eine präventive, effektive und personalisierte Medizin anzubieten – und dies zu oft deutlich geringeren Kosten.

 

Die ayurvedische Pulsdiagnose erlernen

 

Der Ausbildungskurs „Maharishi Ayurveda Puls­­­dia­g­nose & Phyto­­thera­pie” an der Deutschen Ayurveda Akademie gibt Mediziner/innen die Möglichkeit die Kunst der ayurvedischen Pulsdiagnose zu erlernen und Patient(inn)en nicht nur ayurvedisch zu diagnostizieren, sondern auch zu therapieren. Der nächste Ausbildungskurs startet am 29. September 2023 in Regensburg. Weitere Informationen

Das Erlernen der Pulsdiagnose ist eine sehr bereichernde und beglückende Erfahrung, da Sie in die Lage versetzt werden Ihre Patient(inn)en besser zu verstehen und besser helfen zu können.

Von dieser Erfahrung berichtet auch Manuela Oriold, Heilpraktikerin, die den Maharishi Ayurveda Ausbildungskurs für Mediziner/innen absolviert hat und das Wissen täglich in der Praxis anwendet:

„Ich habe mich für den Kurs entschieden, weil ich es faszinierend fand und finde, dass man über das Fühlen eines Pulses eine detaillierte Diagnose über den gesamten Menschen stellen kann. Und ich kann nur sagen: es funktioniert! Und es überrascht mich immer wieder, was ich durch die Pulsdiagnose über einen Menschen erfahren kann. Das ist eine sehr große Bereicherung für meine Arbeit als Heilpraktikerin.  Ich nehme sehr viel für mich mit, für meine Praxis als auch privat.“
Manuela Oriold, Heilpraktikerin

Über die Fülle an wichtigen Informationen, die man durch die ayurvedische Pulsdiagnose erhält, berichtet Dr. Christine Huber, Fachärztin für innere Medizin:

„Man kennt die Pulsmessung aus dem Medizinstudium. Die Pulsdiagnostik im Ayurveda beinhaltet andere Fragestellungen. Und das war eine ganz spannende Erfahrung. Dass man feststellt, dass es eine Unmenge an Feinheiten gibt, die sich herauslesen lassen und für den medizinischen Alltag hilfreich sein können. Das war inhaltlich sehr interessant und aufschlussreich.“
Dr. Christine Huber, Fachärztin für innere Medizin (Lesen Sie hier das ganze Interview lesen)

 

Ausbildung Maharishi Ayurveda
Puls­­­dia­g­nose & Phyto­­thera­pie 

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